Stadtbezirk Großeneder
Im Westen der Stadt Borgentreich liegen inmitten der von Eder und Echel durchflossenen fruchtbaren Landschaft das Dorf Großeneder mit etwa 820 Einwohnern. Als erste sichere Erwähnung des Ortes ist in den Reichsannalen der karolingischen Zeit die Nennung eines Könighofes Nadri zu finden. Demzufolge überlässt Kaiser Karl der III. im Jahre 887 10 Hufen Landes, die der Paderborner Bischof Biso als Lehen in Nadri besitzt, auf dessen Bitte dem im Jahr zuvor gegründeten Kanonissenstift Heerse. Wie in dieser Nennung wurden die beiden Orte Großeneder und Lütgeneder vom 9. bis ins 15. Jahrhundert häufig gemeinsam und ununterschieden als Neder bezeichnet. Der Königshof kommt dann durch eine Schenkung Kaiser Heinrichs II. im Jahre 1017 an das Kloster Abdinghof zu Paderborn. Das Kloster setzte auf seinem Besitz in Großeneder einen Meier ein, der eine Sonderstellung einnahm und schließlich um 1200 in den Rang eines adeligen Ministerialen erhoben wurde. Danach hören wir von einer Familie, die den Ortsnamen als Adelsnamen trägt und zur Schicht der um diese Zeit aufsteigenden Ritter gehört. Diese sehr an-gesehene Familie ‚von Nedere’ stellte 1456 mit Cord von Nedere sogar den Bürgermeister von Brakel. Da Raub und Brandschatzung im Mittelalter nahezu Tagesordnung waren, schützte man sich in Großeneder seit dem 11. Jahrhundert durch eine burgartige Kirche. Der Kirchhof war von einer hohen, dicken, mit Schießscharten versehenen Mauer umgeben. Der wehrhafte Kirchturm und Reste der Kirchhofmauer sind davon noch übrig. Hier konnten die Bauern ihre Habe in Kästen in der Kirche und ihr Korn in mehrgeschossigen ‚Spiekern’ (Speichern) auf dem Kirchhof sichern. Letzten Schutz bedeutete dies aber auch nicht; 1465 beispielsweise erstürmten die Paderborner in ihrer Fehde gegen den hessischen Landgrafen u.a. auch den ‚Kirchhoff in Grosen-Eddar’. 1622, im 30-jährigen Krieg, brannte Christian von Braunschweig, der als der ‚tolle Christian’ unrühmlich in die Geschichte einging, Großeneder und Lütgeneder ab. Eine erste Zählung der Feuerstellen in Großeneder, die eine genauere Schätzung der damaligen Einwohnerzahl erlaubt, stammt aus dem Jahre 1746. Es wurden 99 Feuerstellen gezählt, und das heißt, die Einwohnerzahl von Großeneder ist für 1746 mit etwa 525 Menschen anzusetzen. Da die Bevölkerung im ganzen folgenden Jahrhundert stark weiter wuchs – 1841 lag die Einwohnerzahl bereits bei 866 -, waren viele gezwungen, wegen fehlender Erwerbsmöglichkeiten auszuwandern. Nicht nur Amerika war das Ziel, vielfach war es auch der deutsche Osten. Diese Aus- und Abwanderungswelle hat bis in die Nachkriegsjahre des 2. Weltkriegs angedauert, und so ist bis 1940 die Bevölkerung von Großeneder nur auf 900 Menschen angewachsen.