Natzungen
Nördlich von Borgentreich liegt in einer Senke der Ort Natzungen, der mit etwa 800 Einwohnern zu den größeren Stadtbezirken zählt. Die erste urkundliche Namensnennung des Dorfes, Natesingen, geht auf das Jahr 1036 zurück. Das Ableitungselement -ingen/-ungen im Namen bedeutet soviel wie 'bei den zu ... gehörenden Leuten'. Häufig wird dabei die Zugehörigkeit zu einem Gewässergebiet bezeichnet. So dürfte auch Nates ein verlorener Gewässername sein, der in früherer Zeit einem der lokalen Bäche (Heimkesbach, Bleichesbach, Eselsbach) zukam, so dass die Natzunger eben die sind, die beim Natesbach ansässig sind.
Das Geschlecht derer von Natzungen zählt zu den alten Rittergeschlechtern, der erste urkundliche Beleg stammt aus dem Jahre 1147. Später sind sie Burgleute von Borgholz, doch zu Anfang des 15. Jahrhunderts ist das Geschlecht ausgestorben.
Am östlichen Ausgang des Ortes erbaute 1728 Freiherr Leopold von Sieghardt, der einem der Nachfolgegeschlechter derer von Natzungen entstammte, mit seiner Frau Anna Justina von Boggen das Herrenhaus des Rittergutes. In einer Zwangsversteigerung um 1840 dann gingen die Besitzungen auf den Freiherrn Ignaz von Post über, der 1843 bei Gründung des Amtes Borgholz der erste Amtmann des neuen Gemeinwesens wurde. Das Natzunger Herrenhaus war damit der erste Verwaltungssitz des Amtes, der dann aber 1847 in das zentralere Borgentreich verlegt wurde (obwohl Borgentreich als selbständige Stadt nicht zum Amt gehörte).
1928 wurden die Ländereien des Ritterguts fast ganz verkauft. Nach Zwischenkauf durch den Kreis Warburg konnten damit viele Ortsbewohner ihre kleinen Besitzflächen durch Zukauf von Herrenland vergrößern. Dabei war die Nachfrage so groß, dass unter sozialem Gesichtspunkt zugeteilt werden musste: Wer genug für eine bäuerliche Existenz hatte, bekam weniger oder nichts, wem es an Land fehlte, der konnte mehr erwerben.